Varkala-Beach und die Backwaters von Kerala

In Trivandrum hatten wir auf der Fahrt von Kanyakumari nach Varkala einen Zwischenstop eingeplant um unsere bestellten Flugtickets Bangalore-Bombay abzuholen. Auf der Fahrt dorthin hatten wir einige Stunden Schlaf nachgeholt und uns ein wenig von unserem anstrengenden Ausflug an das Südkap Indiens erholt. Als wir den Bahnhof verließen hatten wir den Eindruck, wir kämen in eine Geisterstadt, Trivandrum schien wie ausgestorben! Kein Tuk Tuk, kein Bus, kaum Verkehr. Es standen zwar vereinzelte Taxis herum, alle Fahrer lehnten aber ab, uns mitzunehmen, einer verlangte das 10fache des normalen Preises. Wir fragten in einem Reisebüro nach, was denn los sei. Der Telecom-Streik sei beendet, dafür streiken alle anderen: Busse, Taxis, Geschäfte, Restaurants, Alles hat zu. Reisebüros und Airline Offices allerdings auch, er versuchte unser Air-India Büro zu erreichen, es war keiner da. Er selbst war nur gerade im Büro, da er einige private Anrufe erledigen wollte. Er war sehr nett und hilfsbereit und versuchte alles Mögliche um etwas über unsere reservierten Tickes herausbekommen. Irgendwann hatte ich tatsächlich den Airport Manager am Apparat und er bestätigte unsere Reservierung für den Flug Bangalore-Goa, morgen könnten wir die Tickets im Büro abholen. Was nun, ein Zimmer in Trivandrum nehmen, noch mal nach Kovalam oder wie geplant weiter nach Varkala und morgen wieder zurück? Wir entschieden uns für das Letztere und immerhin fuhr der Zug sogar pünktlich ab. In Varkala angekommen war unsere Odyssee aber noch nicht zu Ende. Auch hier wurde gestreikt, kein Bus, kein Tuk Tuk, also zu Fuß mit Gepäck die 3 Km zum Strand laufen. Anfangs ging es noch ganz flott, dann in der Mittagshitze schweißgebadet kam und kam der Strand nicht in Sicht, es ging bergauf statt bergab, wo soll hier der Strand sein?


Unser Guesthouse in Varkala

Jörn hilft einem Fischer seinen Einbaum ins Wasser zu ziehen

Als endlich das Meer in Sicht kam eine bodenlose Enttäuschung: Steilküste und kein Guesthouse in Sicht. Ruth konnte nicht mehr weiter, blieb mit Gepäck an der Kante sitzen, Jörn suchte weiter und fand zum Glück nicht weit entfernt einige verstreute Guesthouses und Restaurants in einem offenen Palmenwäldchen und wir bekamen sogar ein kleines, sauberes Zimmer mit Dusche und Balkon mit Meerblick. Eine himmlische Ruhe hier! Zum Sandstrand ist es zwar eine Ecke zu laufen, aber dafür ist hier am Strand kaum was los, wir haben ihn fast für uns alleine und relaxen den Rest des Tages am Strand und auf unserem Balkon. Dieser Ort ist uns viel lieber als Kovalam. Die Touristen hier scheinen überwiegend Langzeit-Traveller zu sein und alle, Touristen und Einheimische strömen Ruhe und Gelassenheit aus, genau das, was wir dringend nötig hatten! Die Angestellten in den Restaurants könnten sich allerdings etwas mehr beeilen: wir warten geschlagene 2 Stunden auf unser Abendessen. Selbst am nächsten Morgen dauert es eine gute Stunde bis die 2 Restaurantboys unsere Chapatis mit Omelett und Tee fertig haben, und das wo wir die einzigen Gäste waren. Haben die sich nach der Bestellung erst mal wieder hingelegt? Mittags gehen wir in einem anderen Restaurant essen aber auch hier warten wir anderthalb Stunden aufs Essen.. dann ist das hier wohl so, man muß viel Zeit haben... wir müssen allerdings heute noch wieder nach Trivandrum um unsere Tickets abzuholen. Dort angekommen schien der Streik zumindest beendet, der normale Alltag war wieder eingekehrt und wir nahmen den Bus zum Airline-Büro. Leider wartete eine traurige Überraschung auf uns, alle Flüge nach Goa sind ausgebucht, lediglich Bangalore-Bombay ist noch zu haben. Wir buchen die zwei Flüge um ein wenig mehr Zeit für Ooty zu haben.

Wir nahmen den nächsten Zug zurück und fuhren gleich noch einige Stationen weiter bis Quilon, wo die Bootstouren durch die Backwaters von Kerala beginnen. Die Backwaters sind Lagunen, die großenteils nur durch einen schmalen Landstreifen vom Ozean getrennt über weite Strecken parallel zur Küste verlaufen ähnlich den Boddengewässern in Mecklenburg-Vorpommern. Wir kauften uns zwei Tickets für den übernächsten Tag, erkundeten noch ein wenig die Innenstadt von Quilon wo allerdings gerade eine große Demonstration stattfand. Am nächsten Tag erfuhren wir, daß es dort zu gewalttägigen Zusammenstößen und Plünderungen kam, gut daß wir uns dann doch bald auf den Heimweg nach Varakala gemacht hatten. Den nächsten Tag ließen wir nun endlich mal in aller Ruhe angehen. Strand, ein bißchen Spazierengehen, Einkaufen auf dem Markt und gegen Abend entdeckten wir dann endlich das Varkala, das im Reiseführer beschrieben war: Bei unserem Fußmarsch waren wir glatt daran vorbeigelaufen, da der eigentlich Varkala-Strand von der Strasse aus gar nicht zu sehen war. Egal, bei uns gefiel es uns inzwischen sowieso besser, war es doch viel ruhiger als hier am Hauptstrand.
Abends genossen wir einen fantastischen Sonnenuntergang und ein tolles Fischgericht, daß uns schon nach nur einer Stunde Wartezeit serviert wurde! Wir gingen früh ins Bett um am nächsten Tag fit zu sein für die Weiterreise. Um 7 Uhr ging unser Zug nach Quilon und wir checkten auf dem Ausflugsdampfer ein. Es waren natürlich nur West-Touristen an Bord, so viele hatten wir bisher in Südindien selten auf einen Haufen gesehen. Unsere Tour ging von Quilon bis Alleppey, etwa 80km durch die Backwaters von Kerala.


Es geht los: Die Backwater Tour


..vorbei an Fischerhütten, Palmenplantagen, tropischen Gärten..


Es war ein schönes Erlebnis mit dem Boot durch die Palmenwälder zu gleiten, vorbei an Fischerhütten, Palmenplantagen, tropischen Gärten. Die Kinder am Ufer winkten jedesmal wild mit den Armen. Bunte Eisvögel, gleitende Greifvögel, immer neue Bilder und Eindrücke. Teils war der Wasserweg ein schmaler Kanal, dann wieder breite Seen, dazwischen langgezogene Lagunen und fast immer sah man hinter dem schmalen Landstreifen an der linken Seite das Meer an den Strand branden. Ab und zu gab es auch Durchbrüche zum Meer die von Fischern genutzt wurden. Alle an Bord waren ständig am Fotografieren, wann bekommt man sonst so viele schöne Fotomotive im Vorbeifahren serviert? Viele Boote mit Waren oder Sand und Kies beladen und zum Teil nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragend wurden gestakt oder segelten gemächlich die Binnengewässer entlang. Auf einer Halbinsel wurde Mittagspause gemacht. Alle gingen an Land und in einem provisorischen Restaurant wurde uns das Mittagessen, Reis und Curry auf Blechtellern ohne Besteck serviert. Wir waren ja inzwischen gewohnt mit den Fingern zu essen und genossen das typische Mittags-Meal nach dem Travellerfood in Varkaka. Einige unserer Mitreisenden war aber wohl weder das Meal noch das fehlende Besteck geheuer und sie ließen das Essen stehen. Weiter ging es und da auch die Landschaft immer wieder ihr Bild änderte, wurde die Fahrt nicht langweilig. Wir überlegten, falls wir noch mal wiederkommen sollten eine ausgiebige Rundfahrt auf den Backwaters mit den ebenfalls verkehrenden Fähren zu machen, die nur von Einheimischen genutzt wurden und die an den Ufern liegenden Orte verbinden. Nach 2 Stunden gab es eine weitere Unterbrechung in einem kleinen Dorf am See mit Teepause und Snacks.

Unser Endziel der Backwaters-Tour war der Ort Alleppey (bzw. Alappuzha wie er heute heißt). Es war hier sehr schwül und da es schon dämmerte waren auch die ersten Moskitos unterwegs. In der Nähe des Anlegers fanden wir ein günstiges Hotel mit ganz netten Zimmern und beschlossen, morgen noch hier zu bleiben und uns den Ort anzuschauen. Abends machten wir schon mal einen Rundgang durch Alleppey. Es fiel auf, daß die Stadt anscheinend sehr wohlhabend ist, viele Schmuck- und Goldgeschäfte an der Hauptstrasse und sehr viele Indische Touristen schlenderten die Strassen entlang. Am nächsten Morgen versuchten wir ein Tuk Tuk oder eine Fahrradrikscha zum 3 Km entfernten Strand zu nehmen, aber keine wollte uns mitnehmen. Wir gingen also zu Fuß. Obwohl Alleppey fast noch am Strand liegt, sah es dort ziemlich trostlos aus. Nur vereinzelte Hütten, eine Wetterstation und ein recht ungepflegter Sandstrand, schade, das touristische Potential lag hier noch völlig brach. Bisher konzentrierte man sich in dem auch "Venedig Indiens" genannten, von vielen Kanälen durchzogenem und durchaus ansehnlichem Örtchen vor allem auf Indische Touristen und die gehen sowieso selten an den Strand, es sein denn, es gibt halbnackte Westler zu bestaunen. Nun wurde uns auch klar, warum kein Tuk-Tuk uns zum Strand fahren wollte: Sie hätten leer zurück fahren müssen, denn wir waren die einzigen Strandbesucher. Also zu Fuß wieder zurück in den Ort. Wir suchten uns zu Mittag ein Restaurant, das Tandoori-Spezialitäten servierte. Die Ober liefen hier mit weißem Hemd und Fliege herum, ansonsten sah es eher einfach aus mit Plastiktischen und - Stühlen aber das Essen war super! Tandori-Hähnchen im Ofen gegart, schön scharf, eine südindische Spezialität und ausgesprochen preiswert. Da wir nun schon fast alles von Alleppey gesehen hatten, beschlossen wir, den nächsten Bus Richtung Cochin zu nehmen und nicht noch länger hier zu bleiben.

Alleppey, das "Venedig Indiens"
.. mehr hätte auch nicht hineingepaßt
Ohne Wind wird eben gestakt..
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