Kochi und Ernakulam

Nachdem wir Alleppey also doch an 1 1/2 Tagen abgehakt hatten holten wir mittags unsere Sachen aus dem Hotel und gingen zum Busbahnhof. Dort wieder ein typisch indisches Erlebnis: Hinter dem Kartenschalter lungern acht Beamte herum und beschäftigen sich mit der neuen Taschenlampe eines Kartenverkäufers. Für Kunden hat keiner Zeit und es bildet sich eine Schlange vor dem Schalter. Jörn fragt nach einiger Zeit durchs Fenster, wann der nächste Bus nach Kochi geht, keiner beachtet ihn. Erst nach der dritten Nachfrage heißt es in: 2 Stunden. Wir setzen uns auf eine Bank und denken: So ein Mist, dann haben wir wohl den letzten gerade verpaßt! Keine 2 Minuten später rollt ein Bus herein mit der Aufschrift: "Kochi", wir steigen ein und tatsächlich, es ist der richtige Bus. Die Fahrt nach Kochi ging ziemlich schnell. Kochi ist eine Halbinsel, fast vollständig umgeben von Wasser. Der Bus fuhr auch nur bis Ernakulam, von wo wir mit der Fähre nach Kochi übersetzen mußten. Die Lagune ist hier eine sehr breite Wasserstrasse und bildet natürliche, sehr geschützte Häfen, die schon die Portugiesen im 15. Jahrhundert zu schätzen wußten. Zwischen Ernakulam und Kochi liegt noch Wellington Island mit sehr große Hafenanlagen, Werften und viel Industrie, wo viele große Schiffe vor Anker lagen. Ernakulam ist eine moderne Indische Stadt und gefiel uns auf den ersten Blick nicht besonders. Wir waren schon fast geneigt, den nächsten Bus Richtung Ooty zu nehmen. Aber was für ein Kontrast dann in Kochi: Eine ruhige, fast autofreie Altstadt mit eindeutig portugiesischem Flair. Wir fanden nach kurzer Suche ein Hotel an der breiten Einfahrt in die Lagune mit einem Restaurant, wo man direkt am Wasser sitzen konnte und die Schiffe an uns vorbeizogen. Wir bekamen das letzte noch freie Zimmer sogar mit Blick auf die Lagune und gingen nach einer erfrischenden Dusche gleich los um den Ort zu erkunden.


Portugiesisches Flair in Fort Kochi


Handel und Wandel in Kochis Gassen

Die Altstadt von Kochi heißt Fort Kochi und besteht aus ruhigen Gassen mit portugiesisch anmutenden Wohnhäusern, lebhaften Strassen mit Handel und Wandel, schönen Plätzen mit großen, schattigen Bäumen. Kanäle durchziehen die Altstadt und immer wieder stößt man an Uferplätze mit Blick auf die Lagune und im Nordwesten sogar einen breiten Sandstrand, wo morgens die Fischer ihren Fang anlanden und tagsüber Kühe im Sand dösen. Wir beschlossen spontan, hier einige Tage länger zu bleiben. Endlich ein Ort ganz nach unserem Geschmack. Auch das Klima war hier angenehm, da immer eine frische Brise vom Meer durch die Strassen wehte. Im Norden an der Durchfahrt zur Lagune stehen angeblich schon seit dem 13. Jahrhundert chinesische Fischernetze, die nach einem ausgeklügelten Hebelprinzip mit Steinen als Gegengewichten und jeweils 4 Fischern zur Bedienung ein großes Netz in die Fluten absenken und anschließend wieder herausheben, wobei allerdings meist nur einige kleine Fische darin zappelten. Auf jeden Fall ein tolles Fotomotiv und für uns eine tolle Gelegenheit, am Ufer sitzend den Fischern bei der Arbeit zuzusehen. Gleich daneben waren einige Fischverkaufsstände, wo man sich den frischen Fisch auch gleich auf dem Grill zubereiten lassen konnte. Weit mehr Ertrag landeten die Fischer an, die abends mit riesigen Einbäumen und 20 Mann Besatzung aufs Meer hinausfuhren und am nächsten Morgen meist vollbeladen am Strand anlandeten, wo die Fische körbeweise auf LKWs verladen wurden. Im Ort fallen neben den vielen Bauten aus portugiesischer, holländischer und britischer Kolonialzeit einige große Kirchen auf, u.a. gibt es hier die älteste von den Portugiesen erbaute Kirche Indiens in der das Grab von Vasco da Gamma zu bewundern ist, wenn auch sein Leichnam einige Jahre nach seiner Beerdigung nach Lissabon überführt wurde.

Für heute reichte uns unsere Erkundung. Wir gingen zufrieden und endlich mal ungestreßt ins Bett und schliefen uns am nächsten Morgen richtig aus. Im Hotel wollten wir nicht mehr essen, uns war eher nach einem schönen indischen Frühstück und das fanden wir ganz in der Nähe: Ein fantastisches Buri-Masala mit ganz frisch gemachten Blätterteig-Buris und leckerem Kartoffel-Zwiebel Curry, da verdrückten wir gleich 2 Portionen von. Für den Nachmittag hatten wir uns die jüdische Synagoge und den Dutch Palace vorgenommen, alles ja nur wenige hundert Meter von unserem Hotel entfernt. Beides fanden wir allerdings nicht so spannend, die vielen Schlepper, Touristen und Souvenierhändler ließen uns aus dieser Ecke Kochis schell wieder verschwinden und nur ein paar Strassen weiter kamen wir durch die Handelszone mit ganz vielen vorne komplett offenen Geschäften, wo offenbar im großen Stil mit Reis, Tee, Gewürzen, Seife und vielem mehr gehandelt wurde. Es war so ein geschäftiges Treiben, es gab so viel zu sehen, so viele exotische Gerüche, daß wir vom indischen Alltag einmal wieder total fasziniert waren, was für ein Kontrast zu den touristenüberlaufenen Museen und Palästen. Hier laufen mal wieder außer uns gar keine Touris rum, was bekommen die eigentlich mit vom indischen Alltag wenn sie sich nur Paläste und Tempel ansehen? Na ja, wenn ihnen das reicht, uns nicht, wir liefen weiter und weiter und kamen in schöne Stadtgebiete mit kleinen Märkten, kleinen Eßständen wo wir immer mal wieder irgendwelche Snacks probierten oder eine Teepause einlegten. Die Leute lachten uns an und grüßten freundlich. Wir kamen dann in die Wohnviertel wo uns Kinder und Wäsche waschende Frauen zuwinkten. Gegen Abend landeten wir wieder am Strand und genossen einen farbenprächtigen Sonnenuntergang. Heute waren wir bestimmt 20 Kilometer in Kochi herumgelaufen und nach einem weiteren leckeren Omelette vielen wir erschöpft ins Bett.


Boote am Kanal


Chinesische Fischernetzkonstruktion

Am nächsten Morgen nahmen wir nach unserem indischen Frühstück die Fähre nach Ernakulam um am Bahnhof die Züge nach Coimbatore, dem Ooty am nächsten gelegenem Bahnhof zu checken. Der Zug geht um 7 Uhr morgens, hoffentlich fährt die Fähre auch schon so früh. Jörn ließ sich beim Frisör noch eben rasieren und den Nacken und Kopf massieren, wie immer ein Erlebnis für einige wenige Cent. Diese Nachbarstadt von Kochi ist zwar eine ganze Ecke lebhafter und verkehrsreicher aber trotzdem noch angenehm mit vielen Basaren und Märkten. Wir kauften ein paar Hemden und Obst, dann ging es zurück nach Kochi, wo wie uns noch die St. Francis Church mit dem Grab Vasco da Gammas ansahen, beeindruckend aber leider inzwischen auch eine Touristenattraktion mit Giftshops und aufdringlichen Verkäufern. Schade, daß wir nur noch 12 Tage Zeit haben, sonst wären wir sicher noch einige Tage hier geblieben. Wir ginge noch einmal ins Handelsviertel, fanden einen Parfümgroßhandel, wo uns der nette Besitzer gerne seine verschiedenen Düfte präsentierte und auch wenn wir für ihn keine interessanten Kunden waren,gerne einige Parfüms und Öle in kleinen Musterfläschchen abfüllte. Wir kauften Jasmin, Sandelholz, Orchidee und Citronella, das wir schon aus Sri Lanka als bewährtes Mittel zum Einreiben gegen Mücken kannten. Dann ließen wir den Tag ausklingen mit einem leckeren Fisch vom Grillstand und beobachteten noch einmal die Fischer bei den chinesischen Fischernetzen, wann werden die wohl als Touristenattraktion erkannt und vermarktet? Das wird wohl nicht mehr lange dauern. Am Strand gab es auch heute wieder einen unglaublich farbigen Sonnenuntergang. Beim Busbahnhof erkundigten wir uns bei einem Polizisten nach dem Bus für morgen früh. Er gab uns ausgesprochen nett in perfektem Englisch Auskunft und wir plauderten noch ein wenig mit ihm und er freute sich, als wir Kochi als die für uns angenehmste Stadt Indiens bezeichneten, die wir bisher gesehen hatten, und das war nicht übertreiben!
Dann geht es morgen also weiter in die Berge Richtung Ooty....

Zurück vom nächtlichen Fischfang


Wasserschöpfende Frauen

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